[Rezension] Couchsurfing in Saudi-Arabien - Stephan Orth

Saudi-Arabien ist kein typisches Reiseziel – vor allem nicht für Alleinreisende mit Rucksack und Couchsurfing-App. Umso spannender fand ich es, Stephan Orth auf seiner ungewöhnlichen Reise durch das streng reglementierte, aber sich rasant verändernde Königreich zu begleiten.

Klappentext

Stephan Orth hat ein Faible für Länder mit schlechtem Ruf – und als Saudi-Arabien endlich Touristenvisa vergibt, ist er einer der ersten Individualreisenden. Als Couchsurfer erhält er Einblicke in eine verschlossene Gesellschaft, wie sie bisher keinem westlichen Besucher möglich waren. Er betritt Neuland und wird Zeuge eines rasanten Wandels: Frauen fahren Auto, Spaßhaben ist nicht mehr verpönt, und Milliarden fließen in riesige Events. Stephan Orth tanzt auf einem gigantischen Wüsten-Rave, lässt sich als Radfahrer auf der Dakar-Rallye feiern und erlebt in Riad Hightechshows in Festungsruinen. Doch das ist nur eine Seite – jenseits der Glitzerwelt gelten drakonische Strafen, und an der Grenze zum Jemen sind die Bomben nicht zu überhören.

Ein paar Gedanken zum Buch

Ich habe bereits viele (vielleicht sogar alle – da bin ich mir nicht ganz sicher) Bücher von Stephan Orth gelesen. Tatsächlich habe ich sie meistens meiner Mama geschenkt – aber natürlich nur, nachdem ich selbst reingeschaut habe. Man muss ja wissen, was man verschenkt. 😉

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört – auch wenn Stephan Orth es dieses Mal nicht selbst eingesprochen hat, sondern Timo Kinzel –, fand ich das Hörerlebnis dennoch sehr angenehm und passend zum Ton des Buches. Gleichzeitig war ich froh, auch das physische Buch dabeizuhaben, denn darin sind Bilder enthalten, die ich mir auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Sie ergänzen das Gelesene wunderbar und machen die Eindrücke aus Saudi-Arabien noch greifbarer.

Orths Schreibstil ist gewohnt unterhaltsam, zugänglich und oft mit einem Augenzwinkern versehen. Das Buch ist gut recherchiert, kurzweilig zu hören (oder zu lesen) und bietet einen spannenden Einblick in ein Land, das für die meisten von uns wohl eher auf der Nicht-so-bald-Reiseliste steht. Genau das macht den Reiz aus: Eine Horizonterweiterung von der heimischen Couch aus.

Wüste, Kamele, Shopping-Malls, Männergesellschaften, Datteln und Tee – auf den ersten Blick scheint das die grobe Zusammenfassung von Orths Saudi-Arabien-Reise zu sein. Doch hinter diesen scheinbar typischen Elementen verbirgt sich viel mehr. Als Couchsurfer war er bei Einheimischen zu Gast, was ihm außergewöhnlich persönliche Einblicke ermöglichte. Humorvoll, atmosphärisch und nicht zuletzt kritisch berichtet er von seinen Begegnungen, Erlebnissen und Beobachtungen in einem Land zwischen Wandel und Widerspruch.

Frauenstimmen kommen im Buch seltener vor – was allerdings viel über die Realität vor Ort sagt. Umso mehr schätze ich Orths sensiblen Blick und seine Fähigkeit, auch leisere Zwischentöne wahrzunehmen.

Für mich persönlich ist Saudi-Arabien kein Reiseziel – aber Couchsurfing in Saudi-Arabien war trotzdem (oder gerade deshalb) ein faszinierendes Lese- und Hörerlebnis. Informativ, überraschend und unterhaltsam.

Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung!

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