[Rezension] That Girl - Gabriella Santos de Lima

Ich hatte das Buch That Girl schon eine Weile auf dem Radar, weil Gabriella Santos de Lima in meiner Buchbubble gerade ziemlich gehypt wird. Als das E-Book dann im Angebot war, habe ich die Gelegenheit genutzt – ganz ohne große Erwartungen und ohne den Klappentext zu lesen. Umso spannender war es, mich überraschen zu lassen und zu entdecken, was wirklich hinter dem auffälligen Cover und dem Social-Media-Glamour steckt.

Klappentext

Sie wusste nie, wer sie war. Das war ihr Geheimnis.

Avocadotoast zum Frühstück, Co-Working im Lieblingscafé, abends zum Pilates in Hannovers Szenestadtteil Linden: Tess Raabe ist ein That Girl, schön, erfolgreich, glücklich, und all das hält sie in ihren Vlogs fest, die sie auf ihrem erfolgreichen Social-Media-Account teilt. In ihrem Buch »Date Me« schreibt sie über Tinderdates, sie tritt für die richtigen Werte ein, predigt Selbstliebe – und alle kaufen es ihr ab, schließlich ist Tess authentisch und nahbar.

Doch der Schein trügt, und das fällt Tess besonders dann auf, als sie Leo kennenlernt. Leo, der ihr den Kopf verdreht, Leo, mit dem sie so viel Spaß hat, Leo, der sich nicht entscheiden kann. Er wirft alles über den Haufen, was Tess zu sein vorgibt, und so muss sie sich am Ende die Frage stellen: Wer ist sie eigentlich wirklich, und welche Rolle spielt da die Liebe?

Ein paar Gedanken zum Buch

Gabriella Santos de Lima ist in meiner Buchbubble derzeit in aller Munde – also wollte ich mir selbst ein Bild machen. That Girl habe ich mir spontan gegönnt, weil das E-Book im Angebot war – und ich habe es auch ziemlich schnell durchgelesen.

Das Buch hat mich nicht ganz so mitgerissen, wie es der Hype vielleicht vermuten lässt, aber ich mochte es dennoch. Der Einstieg fiel mir leicht – Tess erzählt in der Ich-Perspektive, was einen schnell in ihre Welt hineinzieht. Ich war überrascht vom Aufbau: Neben der klassischen Erzählung gibt es Auszüge aus ihrem Buchmanuskript, Instagram-Beiträge, Chatnachrichten – diese Mischung macht die Geschichte abwechslungsreich und authentisch.

Tess ist 25, lebt im hippen Hannover-Linden, ist Influencerin, predigt Selbstliebe und schreibt über Tinderdates – und doch bröckelt hinter der perfekten Fassade ihr eigenes Glück. Besonders spannend fand ich, wie das Buch mit Themen wie Feminismus, Selbstfindung und moderner Beziehungskultur umgeht. Es ist definitiv mehr als nur ein Liebesroman.

Allerdings habe ich mich während des Lesens oft gefragt: Steht Tess stellvertretend für eine ganze Generation – oder ist sie ein extremes Beispiel unter vielen? Sie wirkt oft zynisch, fast schon resigniert, was stellenweise sehr ehrlich war, aber manchmal auch etwas einseitig. Die Entwicklung mit Leo, ihrem Love Interest, beginnt stark, verliert für mich aber gegen Ende an Glaubwürdigkeit. Ihre persönliche Entwicklung blieb mir zu flach – ich hätte mir gewünscht, dass sie am Ende klarer weiß, was sie wirklich will oder braucht.

Was das Buch jedoch sehr gut schafft, ist das Auseinandernehmen der „perfekten“ Social-Media-Welt. Es zeigt, dass auch hinter makellosen Profilen echte Menschen mit Ängsten, Zweifeln und Sehnsüchten stecken. Gerade für jüngere Leser*innen, die sich selbst noch finden (müssen), ist das eine wertvolle Botschaft.

Was das Äußere angeht: Das Cover passt inhaltlich, ist mir persönlich aber etwas zu bunt – und mit der Kachelanordnung bin ich nicht ganz warm geworden.

Ein kleiner Fun Fact zum Schluss: Ich hatte den Klappentext vor dem Lesen nicht durchgelesen – und deshalb ein ganz anderes Buch erwartet. Das hat anfangs zu einer gewissen Enttäuschung geführt, aber rückblickend bin ich doch froh, es gelesen zu haben.

That Girl ist ein kurzweiliger, ehrlicher Roman über Selbstinszenierung, innere Leere, echte Gefühle – und die Suche nach dem, was hinter der perfekten Fassade wirklich zählt.

Kommentare