[Rezension] Cossin-Saga - Ein fast tadelloser Graf - Kristina Herzog

Mit „Ein fast tadelloser Graf“ geht die Cossin-Saga von Kristina Herzog in die zweite Runde – und für mich stand schnell fest, dass ich auch diesen Band lesen muss, nachdem mich der erste schon so begeistert hat. Wieder steht eine starke junge Frau im Mittelpunkt, die sich nicht mit den gesellschaftlichen Erwartungen ihrer Zeit zufriedengibt. Statt Pferden, wie bei ihrer Schwester Friederike, gilt Charlottes Leidenschaft der Wissenschaft – und auch sie stößt damit an die engen Grenzen des 19. Jahrhunderts. Eine Geschichte über Mut, kluge Köpfe, das Herzklopfen erster Liebe – und über den Wert des eigenen Weges. 

Preußen, 1817: Charlotte von Cossin ist - zum Missfallen ihrer Familie - fest entschlossen, nicht zu heiraten, sondern ihr Leben der Wissenschaft zu widmen. Doch dann trifft ihr neuer Hauslehrer Philipp von Lotz auf Gut Cossin ein - und ihr Entschluss wird auf eine harte Probe gestellt. Obwohl er deutlich älter ist als sie, entwickelt sich schnell eine Freundschaft zwischen ihnen und Philipp eröffnet ihr die Möglichkeit, endlich einen Fuß in die ersehnte Welt der Gelehrten zu setzen. Plötzlich treffen auch noch ergreifende Briefe eines mysteriösen Verehrers ein und bringen Charlotte ganz durcheinander. Wer steckt dahinter? Und wird es dem klugen, aber schüchternen Philipp gelingen, ihr Herz zu erobern und ihren Entschluss ins Wanken zu bringen?

Zwischen Steinen und Sehnsucht – Charlottes Weg in eine verbotene Welt

Ich habe den zweiten Band direkt im Anschluss an Teil 1 gelesen – wieder als E-Book – und auch diesmal hat mich Kristina Herzog mit ihrer Mischung aus historischem Flair, lebendigen Figuren und romantischer Spannung vollkommen überzeugt.

Charlotte ist eine wunderbare Protagonistin. Sie ist klug, wissbegierig und stellt mutig infrage, was von ihr als Frau in ihrer Zeit erwartet wird. Statt einer standesgemäßen Ehe träumt sie davon, zu forschen, zu lernen, zu diskutieren – kurz: Teil einer Welt zu sein, die Frauen zu dieser Zeit systematisch ausschließt. Dass sie dafür Gegenwind bekommt, ist klar – umso schöner ist es, mit Philipp von Lotz eine Figur zu erleben, die ihre Begeisterung nicht nur teilt, sondern fördert.

Was als reine Lehrer-Schülerin-Beziehung beginnt, entwickelt sich behutsam zu mehr. Dabei war es eine große Stärke des Romans, auch die Unsicherheiten und Irritationen dieser Beziehung spürbar zu machen. Philipp und Charlotte sind beide keine strahlenden Helden, sondern Figuren mit Ecken, Zweifeln und Ängsten – und genau das macht sie so nahbar.

Neben der zentralen Liebesgeschichte gab es für mich auch viele unterhaltsame Momente: etwa das Familienchaos bei den Cossins, neugierige Tanten und natürlich die geheimnisvollen Liebesbriefe, die Charlotte erreichen und alles noch komplizierter machen. Die Briefe geben der Geschichte eine zusätzliche romantische Note und steigern die Spannung rund um Charlottes Gefühle.

Besonders gelungen fand ich die abwechselnden Perspektiven von Charlotte und Philipp. So konnte ich beide noch besser verstehen und miterleben, wie sich ihre Beziehung – aber auch sie selbst – weiterentwickeln. Auch die Verbindung zu Teil 1 war schön herausgearbeitet, sodass sich die Geschichten organisch ergänzen.

Ein unterhaltsamer, feinfühlig erzählter Roman voller Herz, historischen Details und Figuren, die man einfach mögen muss. Charlottes Geschichte ist eine Hommage an all die klugen Frauen, die sich – damals wie heute – nicht klein machen lassen.

 

Weitere Bände aus der Reihe

Band 1 - Ein fast perfekter Herzog

Band 3 - Ein fast fehlerloser Prinz

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