[Rezension] Liebe auf Schwedisch - Träume im Winterland - Mela Wagner
Ich kann Mammas Wut nachvollziehen. Seitdem Hanna hier ist, benehme ich mich wie ein trotziges Kind. Doch ihre Anwesenheit zeigt Fehler auf, die zwischen meinem Bruder und mir passiert sind, und zwingt mich, Vergangenes zu reflektieren. - Andres, Seite 71
Verlieb dich niemals in den Bruder deines One-Night-Stands! Erst recht nicht, wenn diese Nacht nicht ohne Folgen blieb ... Hanna wuchs im Waisenhaus auf und träumt seit jeher von der perfekten Familie. Doch es kommt anders als geplant: Hochschwanger, ohne Job und Wohnung beschließt sie nach Schweden zu reisen, um nach dem Kindsvater und Womanizer Ole zu suchen. Stattdessen landet sie vor Andres Tür – dem Bruder ihrer Kurzaffäre. Jedoch fehlt von Ole jede Spur und Andres scheint über Hannas Auftauchen nicht erfreut zu sein. Bei den finanziellen Schwierigkeiten ist eine Hochschwangere, die womöglich Geld einfordern könnte, das Letzte, womit sich Andres beschäftigen will. Gewissenlos hat ihn sein Bruder mit all den Sorgen allein gelassen und nun soll er sich um seine Angelegenheiten kümmern? Obwohl Andres es nicht zugeben will, fühlt sich das Leben mit Hanna plötzlich wieder leicht an und die Fassade des Huskyfarmbesitzers beginnt zu bröckeln. Sehnsüchte erwachen, mit denen keiner gerechnet hätte …
Bei all dem Chaos in den letzten Jahren, der Trauer und dem Schmerz, habe ich mir selbst kaum Erinnerungen an die schönen Zeiten erlaubt. - Andres, Seite 83
Ein paar Gedanken zum Buch
Ich weiß, wie wichtig Erinnerungen sind, denn ich hatte selbst kaum welche. Wieviel Kontakt Mucki mit ihrem Vater haben wird, kann ich zu dem Zeitpunkt nicht sagen, deswegen knipse ich wie wild alles ab, auf dem die Hansens zu sehen sind. Wer weiß, wie viele Gelegenheiten ich dazu noch finden werde. - Hanna, Seite 92
"Träume im Winterland" ist der zweite Band einer Reihe, bei der jeder Band von einer anderen Autorin geschrieben wurde. Die Geschichten sind unabhängig voneinander lesbar und spielen im schwedischen Ort Lillasträm. Ich hatte bereits Band 1 gelesen und war gespannt, wie Mela Wagner ihre Figuren und das Setting umsetzt
Du bist jetzt Familie. Familie hält zusammen. Gott, wie gerne würde ich daran glauben. Dieses Wort spricht sich so einfach aus und verbirgt zugleich soviel Vertrauen und Zeit. - Hanna, Seite 112
Den Schreibstil mochte ich sehr, er hat sich wirklich flüssig lesen lassen und auch das Cover gefällt mir gut, es passt zum ersten Band der Reihe und ich mag das dominierende Blau wirklich gerne.
"Nur weil du einem anderen Menschen einen Platz in deinem Herz schenkst, bedeutet es nicht, dass Pappa keinen mehr darin hat. Er würde wollen, dass es dir gut geht und du dein Glück findest. - Andres zu Susan, Seite 121-122
Hanna hat mich von Beginn an berührt. Ihre schwierige Vergangenheit - aufgewachsen in einem Kinderheim in Andalusien - und ihre momentane Lage machen sie zu einer faszinierenden und komplexen Figur. Obwohl sie lügt, konnte ich ihr Handeln gut nachvollziehen, da es aus der Angst heraus geschah, erneut zurückgewiesen zu werden. Besonders beeindruckt hat mich ihre Entschlossenheit, ihrem Kind eine bessere Zukunft zu ermöglichen und dabei selbst ihren Weg zu finden.
"Mach dir deswegen keine Gedanken. Man wird nicht als Mutter geboren. Du musst wie all die anderen Frauen in diese Rolle wachsen und Babykleidung kann man schnell kaufen. Das macht dich zu keiner schlechten Mutter." - Susan zu Hanna, Seite 136
Zu Beginn war Andres schwer zugänglich. Seine Vorurteile gegenüber Hanna und die Abwertung seines Bruders Ole machten ihn unsympathisch. Doch im Verlauf der Geschichte öffnet er sich. Die Entwicklung seiner Figur, von einem verbitterten Mann hin zu jemandem, der wieder an Familie und Liebe glaubt, hat mir gut gefallen. Besonders berührend war die Annäherung zwischen Andres und Ole, die dem Buch eine zusätzliche emotionale Ebene verlieh.
Noch nie zuvor hatte ich den Eindruck, jemandem gut zu tun, weshalb er mit seinen Worten mehr bei mir auslöst, als er es vermutlich geplant hat. Meine Hände sinken auf die Tischplatte, gefolgt von meinen Schultern. Langsam schließe ich die Augen und atme tief ein und aus. Seine warme Hand legt er zwischen meine Schulterblätter. Er schenkt mir Geborgenheit wie ich sie nicht kenne. - Hanna, Seite 141
Das Thema Familie zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Hannas Sehnsucht nach einer Familie, Andres´ zerbrochene Beziehung zu seinem Bruder und die Wärme, die Hanna schließlich in Lillaström findet, sind wunderbar herausgearbeitet. Der Satz "Familie hält zusammen" hat für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen.
"Die Wahrheit hätte geschmerzt, doch die Lüge wäre im Vergleich dazu einfacher zu ertragen gewesen." - Andres zu Olé, Seite 171
Die Darstellung des kleinen Ortes Lillaström und des schwedischen Winters hat mich fasziniert. Die Beschreibungen von Traditionen, Landschaft und Gebäck ließen eine besondere Atmosphäre entstehen, auch wenn ich, wie Hanna, wohl mit den Schneemassen kämpfen würde.
Flucht ist das Einzige, was ich auf Zurückweisung erwiedern kann. Eine antrainierte Gewohnheit, um in einer Welt ohne Familie zu überleben. - Hanna, Seite 181
Das Ende fand ich etwas abrupt. Zwar war die Geschichte auserzählt, doch hätte ich mir gewünscht, mehr über die Zukunft der Figuren zu erfahren. Der Schluss im Ikea wirkte auf mich etwas unpassend, ohne genau sagen zu können, warum.
Warum kommt er mir nach? Niemand hat das bisher getan. Ich war immer auf mich allein gestellt. Es sollte mich glücklich machen, doch ich verspüre Angst. Seine Zurückweisung ruft das Kind in mir hervor, das immer im Kinderheim zurückgelassen wurde, während alle anderen in Familien aufgenommen wurden. Bevor das wieder passiert, laufe ich lieber weg. - Hanna, Seite 182
"Träume im Winterland" ist eine emotionale und atmosphärische Geschichte über Familie, Liebe und die Suche nach einem Zuhause. Hanna und Andres wachsen im Verlauf der Handlung über sich hinaus, und das Setting verleiht der Geschichte eine winterlich-warme Note.
Hanna hat Recht und ihre Sichtweise zeigt nur einmal mehr, welch großes Herz in ihrer Brust schlägt. . Andres, Seite 209
Wer Geschichten über zweite Chancen und Familie mag, sollte dieses Buch unbedingt lesen!
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.
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