[Sonntagsgedanken] "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst"
"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Prinzipiell mag ich diese Aussage sehr. Doch eine Frage begleitet mich schon seit einiger Zeit: Kann ich meinen Nächsten überhaupt lieben, wenn ich mich selbst nicht liebe?
Immer wieder höre ich Sätze wie: "Du bist wunderbar gemacht, außergewöhnlich, einzigartig." Solche Worte begegnen mir auch im Internet - und sie sind wahr. Gott hat mich genau so geschaffen, wie er mich haben wollte. Dennoch hadere ich oft mit mir selbst. Zweifel schleichen sich ein, und ich bin mir unsicher. Für jeden kleinen Fehler bestrafe ich mich innerlich und rede mir ein, dass ich nichts richtig mache. Diese Stimme in meinem Kopf erinnert mich nur allzu oft an die Worte meines Vaters, der mir häufig gesagt hat, ich sei nicht genug.
Wenn ich ein Kompliment bekomme, fühle ich mich oft überfordert. Es sagt mir: "Du kannst etwas. Du hast etwas gut gemacht. Du bist wertvoll." Doch warum fällt es mir so schwer, das anzunehmen? Warum prallt diese Wertschätzung an mir ab, als ob sie nicht für mich bestimmt wäre?
Also zurück zu meiner Frage: Kann ich meinen Nächsten lieben, wenn ich mich selbst nicht liebe?
Ja, ich glaube, das kann ich. Davon bin ich mittlerweile überzeugt. Denn obwohl ich meine eigene Liebe zu mir selbst oft nicht spüre, weiß ich doch tief in meinem Inneren, dass sie da ist. Sie mag verdeckt sein, von Zweifeln und Unsicherheiten, aber sie existiert - weil ich Gottes geliebtes Kind bin.
Ich glaube auch, dass die Fähigkeiten, andere zu lieben, oft stärker ist, als wir selbst. Sie zeigt sich in kleinen Gesten, im Zuhören, im Mitfühlen. Und vielleicht ist es genau diese Liebe, die mich dabei hilft, auch nachsichtiger mit mir selbst zu sein.
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